Ungeahnte Talente

Freitag 16. März 2018

Auch in der Schweiz verlangen mittlerweile mehr und mehr Geschäfte von ihren Kunden eine Gebühr für die kleinen weissen Plastiksäckchen, in denen man vormals kostenlos - und deshalb oft auch gedankenlos - seine Einkäufe verpacken konnte. Endlich ist diese Praxis, die in anderen Ländern Europas schon lange gang und gäbe ist, nun auch in der Schweiz angekommen! Obwohl es sich bei der Gebühr um einen Betrag von gerade einmal fünf Rappen handelt, zeigt diese Massnahme bisher schon deutlichen Erfolg. So hat sich gemäss einem Beitrag von SRF im November 2017 die Nachfrage nach den Plastiksäcken seit der Einführung der Gebühr nämlich um unglaubliche 80% verringert!

Da ich meine Wochenenden gewöhnlich hinter der Kasse eines Supermarktes verbringe, welcher Anfang dieses Jahres nun ebenfalls eine solche Gebühr eingeführt hat, habe ich die Ehre, aus nächster Nähe Zeugin deren erstaunlicher Effekte zu werden: Auf meine Frage, ob denn eine Plastiktasche benötigt werde, reisst nun zum Beispiel so mancher entgeistert die Augen auf und verneint hastig. Aus Angst, für einen Umweltsünder gehalten zu werden, oder doch eher aus Entsetzen, bei der Vorstellung, sein Portemonnaie (oder seine Kreditkarte) um ein Goldstückchen erleichtern zu müssen? Ausserdem zeigen einige Kunden, die vorher kaum in der Lage waren, ein einzelnes Zi-garettenpäckchen ohne Unterstützung einer weissen, raschelnden Hilfe aus Plastik zu transportieren, nun plötzlich ein völlig ungeahntes Talent und versuchen mutig – und mehr oder weniger erfolgreich - ganze Berge von Toastbrot, Bierdosen, Butterzopf, Grillfleisch und Salat ohne plastifizierte Unterstützung aus dem Laden zu manövrieren. Auch wenn dies für uns Angestellte manchmal zu einem erhöhten Putzaufwand führt, – vor allem wenn noch Ungeübte sich schon im Anfangsstadium an rohe Eier wagen – der Effekt der magischen fünf Rappen ist nicht nur für die Umwelt erfreulich, sondern auch für das Personal ziemlich erheiternd!

Text von Jesssica Meierhofer